Merinowolle – die natürliche Alternative zur Kunstfaser

erstellt am: 19. 07. 2012 um 8:08 Uhr

In der Outdoorbranche geht es oft um Funktionalität. Für unterschiedliche Einsatzbereiche, die oft auch schweißtreibend sind, brauchst Du Outdoor-Bekleidung, auf die Du Dich verlassen kannst. Wer nach einem „Funktionsshirt“ sucht, greift oftmals als erstes zu einem Kunstfasershirt. Diese sind meist leicht und trocknen schnell. Praktische Eigenschaften für sportliche Aktivitäten. Kunstfasern können jedoch oft bereits nach nur einmaligem Tragen unangenehm riechen und auch seitdem das Thema Mikroplastik immer präsenter wird, suchen mehr und mehr Menschen eine Alternative zur Kunstfaser.
 
Zum Glück gibt es inzwischen mehrere Alternativen:

  • Baumwolle (bei uns oft schon biologische Baumwolle oder GOTS-zertifizierte Baumwolle)
  • Tencel (oder Lyocell, wird aus Holzfasern extrahiert, hauptsächlich aus Eukalyptusbäumen)
  • Modal (auch aus pflanzlichen Fasern, hier hauptsächlich aus Buchenholz)
  • Seacell (aus Algen! klingt komisch, ist aber so 😉 zum Beispiel von Palgero)
  • und natürlich Merinowolle. Und auf diese Naturfaser möchten wir in diesem Blog besonders eingehen.
Vorteile Merinowolle

 
Hier die wichtigsten Vorteile der Merinowolle auf einen Blick:

  • temperaturregulierend: wärmend bei Kälte und kühlend bei Hitze
  • wärmt auch in feuchtem Zustand
  • atmungsaktiv
  • geruchshemmend
  • weich und kratzt nicht
  • pflegeleicht

 
Wolle wärmt auch in feuchtem Zustand noch. Das ist besonders praktisch für schweißtreibende Aktivitäten. Um wieder auf den Tipp der Oma zu sprechen zu kommen: Wollsocken sind besonders angenehm, vor allem wenn Du zu einem Schweißfuß neigst. Denn mit einer Baumwollsocke kann der verschwitze Fuß im Schuh schnell auskühlen. Trägst Du aber eine Socke mit höherem Wollanteil, so hast Du bessere Chancen, dass aus dem Schweißfuß kein Eiswürfel wird ;-). Außerdem kann Wolle Feuchtigkeit gut aufnehmen, ohne sich sofort nass anzufühlen. Du merkst: Oma hatte mit ihrer Empfehlung wirklich Recht.
 
Auch bei Bekleidung eignet sich Wolle ganz hervorragend, um aktiv zu sein. Nach einem anstrengenden Anstieg bei einer Wanderung hast Du den Vorteil, dass Du - am Gipfel angekommen - nicht sofort Dein Merino Shirt wechseln musst, um in ein trockenes Shirt zu schlüpfen. Denn Merino erledigt den Job quasi von selbst: Es fühlt sich nicht nass auf der Haut an und trocknet zudem sehr schnell. Da die Fasern auch einen natürlichen UV-Schutz bieten, ist Merino auch im Sommer eine gute Wahl. Zudem wirkt Merinowolle geruchshemmend: Es entwickeln sich auch nach mehrmaligem Tragen nicht so schnell unangenehme Gerüche.
 
Einen Nachteil gibt es aber doch: Reine Merinowolle ist nicht sehr reißfest. Daher solltest Du beim Ausziehen (insbesondere beim Ausziehen von nasser Merino Bekleidung) darauf achten, nicht zu stark daran zu ziehen. Viele Hersteller setzten aus diesem Grunde mittlerweile auf Mischgewebe mit hohem Merino-Anteil oder aber auf eine spezielle Verarbeitungstechnik, bei der die feine Merinowolle um einen robusten Polyamidkern gewickelt wird. Dadurch wird das Material strapazierfähiger und Du genießt trotzdem weiterhin die Vorteile und den tollen Tragekomfort von feiner Merinowolle auf Deiner Haut.

Aber Wolle kratzt doch!

Grobe Schurwolle ist oft kratzig und außerdem recht schwer. Anders ist es mit der feinen Wolle des Merinoschafs. Die Haare der Schafe sind besonders weich und können zu einem Faden gesponnen werden, der teilweise nur 16,5 Micron dick ist. Ein Micron ist übrigens ein tausendstel Millimeter.
 
Um es mal ein bisschen anschaulicher zu gestalten:
 
- ein menschliches Haar hat eine Dicke von 45-55 Micron.
- Merinowolle hingegen ist lediglich 14-22 Micron dick (Alpakawolle: 17-35 Micron, Cashmerewolle: 15-19 Micron)
 

Merinoschafe

Je kleiner die Zahl, desto feiner die Faser. Je feiner die Faser, desto weniger kratzt das Material. Merinowolle ist in der Regel so fein, dass auch Menschen mit empfindlicher Haut das Material problemlos tragen können.
 
Schau Dir dazu gerne unseren Beitrag "Wolle kratzt? Schluss mit solchen Vorurteilen!" im Elchblog an - dort findest Du viele interessante Fakten über Wolle und Du profitierst von unseren Tipps für Deine geliebten Wollartikel!


Wie kommt die Wolle zu ihren einzigartigen positiven Eigenschaften?

Wenn man sich einmal vorstellt, unter welchen Bedingungen die Merinoschafe leben, erleichtert das die Beantwortung dieser Frage. Die Merinowolle, die in den Produkten verarbeitet wird, stammt meist aus Neuseeland oder Tasmanien (Australien). Die vorherrschenden klimatischen Bedingungen sind sehr extrem: Es gibt sehr warme und trockene Sommer, die Winter hingegen können bitterkalt und schneereich sein. Die Wolle der Merinoschafe schützt die Tiere vor beiden Extremen: Im Sommer wirkt es atmungsaktiv und im Winter isolierend. Praktische, einzigartige Eigenschaften, in deren Genuss Du mit Merino-Bekleidung ebenfalls kommst.

Mulesing frei- was bedeutet das überhaupt?

Der größte Teil der Wollartikel, die wir in unserem Sortiment anbieten, ist zertifiziert mulesing-frei. Aber was heißt das überhaupt? Dafür muss ich etwas ausholen:
 
Schafe wurden im Laufe der Jahre von den Menschen so gezüchtet, dass sie viel Haut haben, aus der auch viel Wolle wachsen kann. Dabei ist eine Hautfalte am Po der Schafe entstanden, in die sich gerne Fliegen einnisten, um dort ihre Larven zu platzieren. Diese Fliegenlarven verursachen unangenehme Entzündungen mit schmerzhaften Folgen - die bis zum Tod der Tiere reichen können. Um die Einnistung der Larven zu verhindern, ist man dazu übergegangen, die überschüssige Hautfalte abzuschneiden – ohne Betäubung, ohne Nachsorge. Das ist Mulesing. Dass das keine artgerechte Behandlung ist, steht wohl außer Frage.
 
Das sehen auch viele Hersteller so. Deswegen haben sie sich dazu entschlossen, Mulesing-freie Wolle für ihre Produkte zu verwenden. Anstatt die Po-Falte abzuschneiden, werden die Schafe mehrmals im Jahr für eine Po-Rasur eingetrieben. 🙂
 

 
 
 
 

Schafschur

Ein Indikator für verantwortungsvoll produzierte Wolle vom Farmer bis zum Endprodukt ist das Responsible Wool Standard (RWS) Siegel. Einer der Schwerpunkte des RWS Siegels beziehen sich auf den Tierschutz, also die artgerechte Haltung der Tiere. Das beinhaltet natürlich auch eine mulesing-freie Gewinnung der Wolle. Auch die verantwortungsvolle Bewirtschaftung und Schutz der Böden ist Bestandteil.
 
Ortovox geht sogar noch einen Schritt weiter. Ortovox hat einen eigenen, noch höheren Qualitätsstandard ins Leben gerufen: das Ortovox Wool Promise. Dieses Siegel konzentriert sich auf die Bereiche Tierschutz, Farm- und Landmanagement sowie Schlachtung und Transport. Über 60 Indikatoren werden durch zertifizierte, unabhängige Prüfer auf den Farmen kontrolliert. Dabei geht es um einen verantwortungsvollen Umgang mit Tier und Natur, noch über das Lebens des „arbeitenden“ Schafes hinaus. Auch der persönliche Austausch mit den Farmern ist Ortovox wichtig. Mehrere Farmen auf Tasmanien liefern die Wunderfasern, aus denen dann hochwertige Produkte gefertigt werden. Unter dem Motto "Entdecke den Ursprung unserer Wolle" stellt Ortovox die Farmen auf ihrer Internetseite näher vor.

Wolle richtig waschen

„Da muss ich doch aufpassen beim Waschen“, denkt man sich wohl möglich schnell und hat dabei den zu klein gewordenen Pullover in Gedanken, den man nun einem Teddybären anziehen könnte. Tatsächlich ist es aber gar nicht so schlimm.
 
Man wäscht Wolle „so wenig wie möglich, so oft wie nötig“. Das heißt, man sollte sie tatsächlich nur dann waschen, wenn sie wirklich dreckig ist, oder riecht. Oft reicht ein Auslüften über Nacht auf Balkon oder Terrasse, um die sie wieder aufzufrischen. Da man die feine Merinowolle oft als Base-Layer direkt auf der Haut trägt, wird sie in der Regel öfter gewaschen als Schurwolle, oder Mid-Layer.
 
Das wichtigste ist: nicht zu heiß waschen. Die meisten Waschmaschinen haben heutzutage ein Wollwasch- oder Handwaschprogramm bei 30°C. Das reicht in der Regel aus. Ich hingegen gehe auf Nummer sicher und wasche meine Wollbekleidung kalt. Für Merinowolle empfehle ich das Waschmittel Wool Wash Eco von Fibertec. Es ist besonders mild und arbeitet ohne aggressive Parfüme. Ein leichter Zedernduft soll dem Mottenfraß vorbeugen. Man sollte Wolle nur mit sehr wenig Umdrehungen schleudern. Schonend ist es die Wäsche gar nicht zu schleudern, sondern tropfnass der Waschmaschine zu entnehmen. Das überschüssige Wasser kann vorsichtig ausgedrückt werden. Achtung: nicht wringen! Das könnte die Fasern schädigen. Nach dem Ausdrücken der Wäsche sollte sie dann liegend getrocknet werden, damit sich die schwere nasse Wolle nicht in die Länge ziehen kann. Dafür nimmt man einfach ein Handtuch, breitet es auf einem Wäscheständer aus und legt die Kleidung im feuchten Zustand darauf. So kann das Handtuch schon das meiste der Feuchtigkeit aufnehmen und die Wäsche trocknet relativ schnell. Man sollte vor dem Waschen auf jeden Fall die Pflegeempfehlung des Herstellers beachten.
 

Wir haben Dir ausführliche Pflegetipps für Wolle in einem separaten Beitrag zusammengestellt.

 
Rustikal oder modern?

Der klassische Wollstrickpulli, der oft schwer und kratzig ist, wäre nicht das, was ich auf eine Trekkingtour mitnehmen würde. Für kalte Wintertage zu Hause, im Büro oder auf Städtetrips kann ein dicker Wollpullover aber praktisch und sehr angenehm sein. Die warmen Pullover von Devold of Norway zum Beispiel lassen sich hervorragend über einem Hemd tragen. So kombiniert man stilvoll den professionellen Büroalltag mit wärmender Bekleidung.
 
Für aktive Outdoor Enthusiasten ist leichte Merinowolle die beste Wahl. Eine große Auswahl an Marken mit unterschiedlichem Stil bieten alles, was das Herz begehrt. Von Icebreaker gibt es T-Shirts mit kurzem oder langem Arm, Pullover, Strickjacken, bis hin zur Woll-Isolation findet sich für jeden etwas. Wer es bunt und fetzig mag, findet bei Ortovox sein Lieblingsstück. Die sportlichen Artikel in verschiedenen Farbvariationen lassen sich gut miteinander kombinieren. Schlicht und zweckmäßig, dafür aber besonders warm sind die Base- und Midlayer von Woolpower. Ivanhoe of Sweden, Mufflon Steinkauz und Devold of Norway runden unser Sortiment mit traditionellen Pullovern und Jacken ab.

Zusammengefasst bietet Wolle also jede Menge Vorteile und egal ob jung, alt, sportlich oder traditionell: Für jeden ist etwas dabei. Produkte aus nachhaltig produziertem Rohstoff, der nachwachsenden Wolle, die tier- und umweltschonend hergestellt wird. Wenn man weiß, dass es den Tieren gut geht, macht das Einkaufen doch gleich noch viel mehr Spaß. 🙂
 
Solltest Du noch Fragen zu diesem Thema haben, wende Dich gerne an unseren Kundenservice oder direkt an die Filiale in Deiner Nähe. Wir beraten Dich gerne.
 
Beste Grüße, Joana aus der Filiale in Leipzig






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Zu zweit ist es doch gleich viel schöner, oder? | Elchblog - hier bloggt der Elch von Unterwegs.biz | am 1. August 2012 um 14:16 Uhr

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